Ich habe in letzter Zeit viele Diskussionen darüber geführt, ob und wie sich die Themen Windows 8, Surface/iPad Tablets, Apps und Mobiltät auf die Art und Weise auswirken, wie wir Anwendungen nutzen und mit welchen Selbstverständnis heute Apps entwickelt werden sollten.
Ein häufig benutztes Argument in diesem Zusammenhang ist beispielsweise, dass Microsoft Surface Tablets sich explosionsartige verbreiten werden, weil sie ein „echtes“ Microsoft Office betreiben können (sollen). Dies wäre ein unschlagbarer Vorteil gegenüber iPads sowie Android Tablets und würde diese deshalb innerhalb kürzester Zeit von Markt verdrängen.
Ich glaube dies nicht!
Und der Grund für meine Meinung liegt nicht darin, dass ich nicht glaube, dass Microsoft ein großartiges Tablets herausbringen kann. Es liegt auch nicht daran, dass ich das Microsoft Office-Paket nicht für eines der besten und hilfreichsten Anwendungs-Portfolios halte.
Es liegt daran, dass ich davon überzeugt bin, dass wir in einem App-Zeitalter angekommen sind, in dem die genutzte Funktion und der Einsatzzweck im Vordergrund stehen. Ein Beispiel: Niemand will unterwegs auf seinem Tablet ein Excel haben – aber jeder will auch unterwegs Excel-Dokumente ansehen und ggf. bearbeiten können (inkl. Formatierungen, Formeln, etc.).
Die Anwendung für diesen Einsatzzweck ist zweitrangig, wenn der Zweck erfüllt wird!
Ich glaube deutlich den Trend erkennen zu können, dass bei den Benutzern vermehrt Apps zum Einsatz kommen, die nicht eine Vielzahl von Funktionen in sich vereinen, sondern nur wenige Funktionen haben – diese aber sehr effizient auf dem jeweiligen Ziel-Formfaktor umsetzten. Gute Beispiele sind hierfür Mail, Kalender, Kontakte oder auch Apps, die den Inhalt von Webseiten in Form einer App aufbereiten… man könnte den gleichen Inhalt auch mit einem Browser ansurfen – genutzt wird aber die App (siehe Facebook).
Untergräbt also das Konzept der App mittelfristig beispielweise das Geschäftsmodell von Microsoft, mit dem Office Geld zu verdienen? Eine berechtigte Frage…
Ich glaube nicht. Ich denke, dass auch Microsoft in naher Zukunft den Weg gehen wird, einzelne Funktion der Office-Programme als Apps für überschaubares Geld über den eigenen App Store zu vertreiben – und natürlich wird dies auf der einen Seite einen Umsatzrückgang für das „große“ Office mit sich bringen. Auf der anderen Seite bringt aber genau dieses Konzept des „App Stores“ auch zwei sehr große Vorteile mit sich: Die Benutzer kommen „nicht daran vorbei“ und eine kleine App für kleines Geld ist auch von Privatbenutzern schnell gekauft – ein vollwertiges Office ist insbesondere im privaten Umfeld heute eher „schnell kopiert“.
Geht man also davon aus, dass die heutige Grauzone der Privatnutzer im Hinblick auf die reine Anzahl etwa dem 10-fachen der geschäftlichen Benutzer entspricht, stehen die Chancen gut, dass dieses Modell sogar noch an Lukrativität gewinnt.
…denn zehn Käufer für 12 Euro sind besser als nur ein Käufer für 100 Euro…
(wenn man einmal übliche Preise von Produktivitäts-Apps mit heutigen Einzelanwendungen vergleicht)
Insofern gehe ich stark davon aus, dass dieser Trend sich fortsetzt – einerseits weil er vermehrt dem Benutzerverhalten entspricht, andererseits weil es auch aus Herstellersicht viel Potential beinhaltet.